Feine Familie by Tom Sharpe

Feine Familie by Tom Sharpe

Autor:Tom Sharpe
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Humor
ISBN: 9783442465231
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 1990-01-01T23:00:00+00:00


Kapitel 16

Lord Petrefact bereute es bereits. Was mit jener fatalen Auster begonnen hatte, die ihn reizbar gemacht und weitgehend außer Gefecht gesetzt hatte, wurde von Yapps katastrophalem Versuch, das synchronisierte Wellenbad in Betrieb zu nehmen, und dem darauffolgenden Amoklauf des Rollstuhls konsequent zu Ende geführt. Jetzt war er in doppelter Hinsicht von Croxley abhängig, nicht nur, weil dieser unfehlbar die den Petrefact- Konzern betreffenden Myriaden von Einzelheiten im Kopf hatte, sondern auch, weil er seinen Rollstuhl schieben mußte. Nachdem Lord Petrefact erlebt hatte, was so ein vollautomatisiertes Gefährt anstellen konnte, hatte er nicht die Absicht, seinen kostbaren Körper noch mal so einem Ding anzuvertrauen.

All das wäre schon schlimm genug gewesen. Aber dazu kam noch der Ingrimm darüber, daß er Yapp nicht annähernd so viel hätte bezahlen müssen. Anfangs war ihm dies als eine notwendige Vorsichtsmaßnahme erschienen. Es bestand nämlich die akute Gefahr, daß die Gewerkschaften Yapp wegen einer Lappalie – der Entlassung von achttausend Arbeitern in der Fabrik in Hull ohne Abfindungsgelder – als Schlichter anrufen würden, doch dieses Risiko wurde durch ein Feuer ausgeschaltet, das die Fabrik bis auf die Grundmauern niederbrannte. Jeder andere wäre dem verkohlten Witzbold, der sich im Brennstofflager eine Zigarette angezündet hatte, dankbar gewesen. Nicht so Lord Petrefact. Er fühlte sich betrogen. In seinem Alter konnte er es sich leisten, ein perverses Vergnügen an Streiks, Aussperrungen, der Ausbeutung streikbrechender Arbeiter, dem Mißbrauch von Angestellten und Gewerkschaftsbossen und der Bestürzung zu empfinden, die angesichts seiner Verstocktheit sogar in den Leitartikeln eindeutig rechter Zeitungen zum Ausdruck kam. Sie alle trugen dazu bei, seine Machtgier aufs neue anzustacheln, und da die Gewinne des Petrefact-Konzerns in erster Linie durch die Ausnutzung extrem billiger Arbeitskräfte in Afrika und Asien erzielt wurden, betrachtete er die Einbuße mehrerer Millionen Pfund aufgrund von Streiks, die er selbst geschürt hatte, als sinnvolle Ausgabe. Sie brachten seine Verwandten zur Weißglut und dienten seiner Ansicht nach dazu, die Moral anderer Industrieller wiederherzustellen.

Doch trotz seiner Bereitschaft, verschwenderisch zu sein, solange es um Streiks ging, ärgerte er sich maßlos, daß Yapp sich als Fehlinvestition erwies. Nachdem er miterlebt hatte, was dieser Irre an einem kurzen Wochenende in Fawcett angerichtet hatte, hätte er erwartet, daß Buscott Überschwemmungen und Verwüstungen erleben und alles in allem ein zweites Troja werden würde, wobei die Nachricht, daß Teile von Nordengland von einem leichten Erdbeben heimgesucht worden waren, kurzfristig zu Hoffnungen Anlaß gab. Doch nachdem mehrere Tage vergangen waren und keine heftigen Proteste von Seiten Emmelias eintrafen, mußte er allmählich befürchten, daß Yapp seinen Verpflichtungen als wandelndes Katastrophengebiet nicht nachkam. Das beunruhigte ihn um so mehr, als er Croxley nicht ins Vertrauen ziehen konnte. Die verdammte Ergebenheit dieses Mannes gegenüber der Familie machte ihn in diesem Fall vertrauensunwürdig. Es gab sogar Augenblicke, in denen nur die aus Selbsterkenntnis gewonnene Gewißheit, daß alle echten Petrefacts auf dem Grund ihrer Seele Betrüger waren und ihre Sippe haßten, ihn davon überzeugte, daß Croxley nicht selbst ein Mitglied dieser verfluchten Familie war. Aber wie dem auch war, er hatte nicht die Absicht, ihn in dieser Angelegenheit um Rat zu fragen.



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